La Côte du Granit Rose
Naturgeschaffene Bildhauerkunst bei Ploumanac’h in der Bretagne
© Text und Fotos: Franz Roth/Borderline Press
Zwischen dem Seebad Perros-Guirrec und Trebeurden im bretonischen Department Côte d’Armor haben bei Ploumanac’h Meer, Wind und Regen den Granit abgeschliffen und poliert. So ist zwischen Himmel und Meer eine natürliche Skulpturensammlung in schimmerndem Rosaton entstanden, deren Anblick Staunen beim Betrachter auslöst. Die Hexe, die Schildkröte, der liegende Hund oder der Pfannkuchenstapel heißen die Gebilde, benannt danach, was die Phantasie des Betrachters in ihnen zu erkennen vermag. Die rosa Farbe entstand durch ein bestimmtes Felsspatmineral, das der dortige Granit enthält. Die Erosion brauchte Jahrmillionen, um diese zerklüfteten bis zu 20 Metern hohe Felsmassive zu gestalten. Poröses, von kleinen Spalten durchzogenes Gestein wird vom Wasser unterspült, das die Spalten und Risse so lange vergrößert, bis das Gestein zerspringt.
Am besten erkunden kann man die wilde Felslandschaft, indem man sich von Perros Guirrec über den Sentier des Douaniers, den Zöllnerpfad genannten 1907 eröffneten Touristenweg, zu Fuß auf den Weg macht. Alternativ ist das Landschaftsschutzgebiet der Rosa Granitküste auch direkt mit dem Auto erreichbar, indem man durch den kleinen Ort Ploumanac’h zum Parc municipal fährt und dort den Wagen abstellt. Aber der ungefähr dreistündige Fußweg über den Zöllnerpfad erschließt einem die ganze Vielfältigkeit dieser sich ständig wandelnden Landschaft. Während des ganzen Spazierweges trifft man auf Spuren von Aktivitäten, die alle etwas mit dem Meer zu tun haben: Militärbauten aus dem 17. Jahrhundert, ein kleines Fort, ein Pulvermagazin, ein Zöllnerhaus oder ein Rettungsboot auf einer Schienenbahn.
An der Landspitze von Ploumanac’h angekommen, informiert das Maison du Littoral mit verschiedenen Ausstellungen über die Enststehung, Beschaffenheit und Nutzung des Granits.
Auf der kleinen Insel Costaeres vor der rosa Granitküste ließ sich im 19. Jahrhundert Henryk Sienkiewicz ein mittelalterlich aussehendes Schloß erbauen. Der polnische Autor von "Quo Vadis" und Literaturnobelpreisträger von 1905 fand hier die Muße (vielleicht auch die Muse?) und Ruhe für sein schriftstellerisches Werk. Heute gehört Costaeres dem deutschen Komiker Dieter (Didi) Hallervorden. Wer ihm in Ploumanac’h beim Einkaufen begegnet, mag an ein Dejávu glauben, denn der Mann, den man dort trifft, spricht französisch und ist sehr ernsthaft.
Nicht weit entfernt auf einem Felsen am Ende des Strandes von Saint-Guirec liegt, nur bei Ebbe erreichbar, eine bei Flut vom Wasser umspülte kleine Betkapelle. Der heilige Guirec ging hier im 6. Jahrhundert an Land. Seine Statue besteht heute aus Granit, da die alte Holzfigur stark unter einem wenig respektvollen Brauch gelitten hatte: um einen Mann zu finden, kamen die heiratswilligen Mädchen hierher und stachen dem Heiligen eine Haarnadel in die Nase. Die musste allerdings dort auch steckenbleiben, damit das Wunder wahr werden konnte.
Ein Geheimtipp für die Unterkunft an der rosa Granitküste ist das Hotel Toeno in Trébeurden mit Zimmern mit großartigem Meerblick: Corniche de Goas-Treiz, F-22560 Trébeurden, Telefon: 0033-2-96236878. Und wer eine ganz typische bretonische Crêperie erleben möchte, der findet in Perros-Guirrec eine der fröhlichsten in der ganzen Bretagne und eine kulinarische Institution: Crêperie Hamon, 36, rue de la Salle. Vorbestellung unter Telefon 96232882 ist allerdings obligatorisch.
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